Wie oft habe ich schon von Sankt Peter Ording gehört und wie hundefreundlich die kleine Gemeinde ganz im Norden an der See sein soll. Breite Strände und Hunde soweit das Auge reicht. In meiner Vorstellung renne ich barfuß durch die Dünen und am Strand entlang. Um mich herum Hunde aller Rassen, die in Zeitlupe mit mir laufen und springen. Wir lassen uns in den Sand fallen und kuscheln.
OMG JA! Da will ich auf jeden Fall mal hin!
Als ich dann bei Instagram von Hundetrainerin Ilka Schumacher erfahre, dass sie einmal im Jahr mit ihrer Hundeschule „Symehu“ da ist und Hundetraining am Strand anbietet, ist mein Entschluss schnell gefasst. Ich buche Dummytraining für Balu am Strand und eine Einzelstunde.
Mit Hund in den Urlaub – was nehme ich mit – Download Datei
Meine Mama begleitet uns. Als zweite Anführerin des Balu Fanclubs, möchte sie dieses Event nicht verpassen. Wir schauen nach einem Appartment im Erdgeschoss. Balu geht nicht gerne Treppen. Schon gar nicht, wenn sie rutschig oder offen sind. Außerdem ist es am einfachsten ihn nach einem langen dreckigen Spaziergang auf der Terrasse abzuwaschen und zu trocknen. Und ich vermute mal, dass er immer nass und sandig sein wird. Schließlich liegt unsere Wohnung direkt am Strand, genau zwischen beiden Hundestränden. Juchu!
Wir haben unsere Wohnung hier gefunden (keine Werbung, nur Service für Euch)
Sankt Peter Ording (SPO) hat zwei Hundeauslaufflächen direkt am Strand. Sie sind mit 23ha und 16ha riesig.
Wie groß riesig ist, erfahre ich nach der fünfstündigen Anfahrt. Wir müssen uns direkt die Beine vertreten. Mama schnappt sich ihre Walkingstöcke, ich Balus Bällchen und ab geht es. Wir müssen uns ja nur entscheiden, ob wir links oder rechts zum Hundestrand gehen.
Die Strandkarte gleich zu Beginn macht mich stutzig. 2000 Meter bis zur Hundeauslauffläche? Wie jetzt? Das sind ja 2km? Das dauert doch bestimmt 30 Minuten hier im Sand. Mit Mama und ihren Stöcken mindestens 40 Minuten. Das kam mir auf der Karte zuhause viel näher vor. Warum habe ich nicht vorher auf den Maßstab geachtet? Weniger frohen Mutes ziehen wir los.
Nach 15 Minuten und dem Meer gefühlt immer noch nicht näher, dreht meine Mama um. Ich kämpfe mit Balu weiter. Das Meer kann ich mittlerweile sehen.
Auf dem Weg kommen mir immer mal wieder Hunde entgegen. Unangeleint. Ich traue mich nicht so recht. Wir sind ja neu und ich möchte nichts falsch machen.
„Sie können ruhig ihren Hund laufen lassen. Das machen hier ALLE.“
Als mir dann der zweite Spaziergänger sagt, dass die Hunde hier auch schon unangeleint laufen dürfen, wage ich es. Balu ist passionierter Freiläufer und mit dem Lösen der Leine, setzt ein Freiheitsgefühl ein. Zumindest bei mir. Ich renne ein wenig und werfe für Balu Bällchen, um den Weg zum Wasser für ihn zu verkürzen. Nach prophezeiten 30 Minuten Strandlauf sind wir da. Passend zum Sonnenuntergang. Ruhiger Wellengang. Perfekt für ein abendliches Labrador Bad. Balu ist jetzt seit fast 24 Stunden auf Badespaßentzug. Und was macht er? Guckt gelangweilt und scheint sich zu fragen, ob das vor ihm Wasser sein soll. Normalerweise nimmt er jeden See, Fluss, Bach und jede Pfütze für eine Abkühlung mit. Undankbar! Bin ich doch schließlich extra für ihn bis zum Meer gelaufen. Hunde sind hier am Hundestrand leider nicht zu sehen. Oder nur in weiter Ferne zu erahnen.
Wir gehen ein Stück am Wasser entlang. Balu weiterhin gelangweilt. Er scheint schnuppern zu wollen, weiß aber nicht recht wo. Ebbe und Flut spülen die Gerüche regelmäßig weg. Er stürzt sich euphorisch auf jeden Algenhaufen, um dort seine Markierung zu hinterlassen. „Balu was here.“
Und endlich, wir sehen eine ältere Golden Retriever Dame auf uns zu laufen. Ebenfalls unangeleint. Sie kommt schwanzwedelnd auf Balu zu. Ihr Fell schimmert goldig in der untergehenden Sonne. Sie trägt ein Brustgeschirr und sie ist wunder- wunderschön. Balu ist verliebt. Verliebt auf den ersten Blick.
Abrupt wird diese romantische Liebes-Szenerie von einer kreischenden männlichen Stimme unterbrochen.
„Nehmen sie ihre Hunde an die Leine. Hier auf der Sandbank herrscht absolute Leinenpflicht“
Ach Du liebes bisschen!!!! Ohne zu zögern oder Widerworte schnappe ich mir Balu und leine ihn an. Wie unangenehm! Ich ärgere mich über mich selbst, schiebe die Schuld natürlich sofort auf andere. Schließlich wurde mir mehrmals gesagt, ich soll den Hund hier ruhig frei laufen lassen. Machen ALLE hier. Na toll!
– Wenn es nach der Tourismus-Zentrale geht, sollten Hundehalter sich lieber ermahnen und ermuntern, die Hunde nur auf den zugelassenen Freilaufflächen abzuleinen. Llest das ganze Interview mit der Direktorin der Tourismus-Zentrale hier –
Und der kreischende Herr hat recht. Auch wenn der Ton für meine zarte, einsichtige Seele etwas grob gewählt ist. Er macht einen Strandspaziergang mit seiner Frau. Beide leben hier in SPO und haben die Nase voll von freilaufenden Hunden. Er schreit weiter, dass er auch mal von so einem großen Hund gebissen wurde. Da ist es wieder, das Totschlagargument, das ich so hasse. (Scheinargument, das eine bloße Behauptung ist und keinen Widerspruch erwartet).
Ich gehe also die ganze Strecke, 30 Minuten angeleint mit Balu zum Appartement zurück. Beide mit hängenden Köpfen.
Das Hundeparadies habe ich mir anders vorgestellt und ich nehme mir vor morgen nachzufragen: Was ist erlaubt, was verboten? Wie willkommen sind Hunde in SPO?
Lest hier weiter: Sankt Peter Ording – was Ihr tun könnt, um das Hundeparadies zu erhalten (Teil 2)
Ich besuche DEN Place to be in SPO „Hund von Eden“. Mit den Besitzern des Hundeladens Dayana und Sebastian treffe ich Insider der Hundeszene. Sie kennen Freud und Leid des Hundetourismus und tun alles dafür, dass Hundeparadies zu erhalten.
7 Comments
Ute
28. Mai 2019 at 14:05Danke für deinen Beitrag! Wie immer super geschrieben. Bin schon gespannt auf den zweiten Teil! 😉
balufromtheblog
29. Mai 2019 at 19:54Danke liebe Ute!
Cookie
28. Mai 2019 at 14:11Sehr spannender und witziger Artikel mit tollen Infos. Ich wusste gar nicht, dass man zu Fuß so weite Strecken zurücklegen muss um endlich mal ans Meer zu kommen. Ich wollte auch schon immer mal mit meinem Hund nach SPO und dachte, dass es ein richtiges Hundeparadies ist. Wenn das doch nicht so ist, dann möchten wir das lieber nicht. Ich bin wirklich gespannt was du im zweiten Teil deines Artikels erzählst.
Ganz liebe Grüße und mach weiter so! Freue mich über jeden Blogbeitrag von dir und warte auf Teil 2 🙂
balufromtheblog
29. Mai 2019 at 19:57Danke! den kannste jetzt lesen 🙂 Aber viele beeindruckt die Breite des Strandes. Und gerade mit Hunden, die unverträglich sind, ist die Weite ideal.
Anja& Thor
29. Mai 2019 at 14:49Schöner Bericht , für eine deutsche Küste klingt es teotz langem Weg nach Paradies , die wirklichen Hundeparadiese hab ich bisher nur in Holland kennengelernt . Liebe Grüsse Anja und Thor
balufromtheblog
29. Mai 2019 at 19:54Hi liebste Anja. Schön, dass Du es so siehst. Es ist auch was besonderes, dass zwei große Strandabschnitte für Hunde freigegeben sind. Das ist toll. Aber Balu wird wohl nicht mehr zum Beachboy. Obwohl seine Figur prädestiniert dafür wäre 🙂
Andrea
2. August 2022 at 13:13Ich war jetzt gerade in SPO und habe einen aktuell nicht ganz so sportlichen Hund.
Für uns IST ein Paradies – vor allem verglichen mit praktisch allen anderen deutschen Nordseestränden!
Dass man nicht vom Auto direkt ins Wasser hüpfen kann, liegt an der Breite des Strandes, die ist naturgegeben beachtlich und erfreulich,
wenn man nicht Handtuch an Handtuch am Strand herumliegen möchte. In SPO beträgt diese ca. 1 km und sie variiert naturgegeben
durch die Gezeiten…
Grundsätzlich lohnt sich der Weg und wer den scheut, ist z. B. in Cuxhaven/Dagebüll oder auch Wyk auf Föhr gut aufgehoben, da sind die Hundebereiche
mit einem Sprung aus dem Hotel oder Auto zu erreichen und nach einem weiteren Hopser ist der „Strand“ (in alle Richtungen) auch schon wieder vorbei 🙁