Tierschutz

Ein Leben für Tierrechte – Friedrich Mülln, SOKO Tierschutz im Interview 

„Die Fleischindustrie ist ein riesen Klimakiller und auch Corona kam, wie praktisch jede Pandemie aus der Tierausbeutung… Sie ist nicht mehr zeitgemäß und bedroht die Menschheit“ Friedrich Mülln, SOKO Tierschutz 

Die aktuellen Corona Infizierten bei Westfleisch und Tönnies und der Umgang damit durch die Regierung veranschaulichen den Schutz der Branche, den sie genießt. Während Schulen und Kitas in den betroffenen Kreisen SOFORT schließen, läuft der Schlachtbetrieb erstmal weiter. Bei Tönnies allein 30.000 Schlachtungen am Tag! 

Friedrich Mülln setzt sich seit Mitte der 90er für Tierschutz, Umweltschutz und Verbraucherschutz ein. 2013 gründet er SOKO Tierschutz. Die Recherchen seiner gemeinnützigen Organisation decken immer wieder Missstände auf Pelzfarmen, Puten- und Schweinemastanlagen, Milchviehbetriebe, Schlachthöfen und Tierversuchslaboren auf. Medien wie Spiegel TV, Welt, ZDF WISO oder die Süddeutsche berichten und die Öffentlichkeit erfährt vom Leid der Tiere.

Friedrich Mülln 2007 bei seinem Einsatz in Ostungarn gegen die Daunenindustrie. Gänse werden hier lebend gerupft

SOKO Tierschutz informiert und erreicht mit der Arbeit Schließungen von Anlagen, Verurteilungen von Betreibern und Mitarbeitern, Ermittlungen und verstärkte Kontrollen durch Behörden, Polizei und Staatsanwaltschaften. 

Wie kann es sein, dass es in Deutschland so viele Missstände in der Tierhaltung und Nutzung gibt?

Auf der einen Seite weil das deutsche Tierschutzgesetz biegsam ist, voller Lücken, widersprüchlich und es selbst bei klaren Rechtsbrüchen nicht angewendet wird. Behörden sind unwillig, unfähig, überfordert oder korrumpiert.
Auf der anderen Seite weil so viele Menschen Tierprodukte essen, sich aber gleichzeitig als Tierfreunde bezeichnen. Das Hauptproblem ist die Gewohnheit und der Mangel an Willen etwas in seinem eigenen Leben zu verändern.

Friedrich Mülln schleust sich mit seinem Team für Undercoveraufnahmen in die Betriebe ein. Sie sehen selbst vor Ort, wie Schweine oder Rinder vor dem Tod nicht richtig betäubt, wie Tiere in Versuchslaboren gequält, tote und verwesende Tiere aus Mastbetrieben nicht entsorgt werden und zwischen ihren Kameraden liegen. Nicht transportfähige Kühe ziehen Schlachthof Mitarbeiter mit Seilwinden in den Schlachthof, foltern sie mit Elektroschockern.

Wie ertragen Sie diese Bilder?
Man muss physisch und psychisch stark genug sein, sonst zerbricht man. Es gibt Mitarbeiter, die aufhören mussten, weil sie mit der Konfrontation nicht umgehen konnten. Das nimmt ihnen keiner übel. Es ist einfach hart. Es hilft mir persönlich, viel darüber zu reden. Vor allem fällt es leichter, wenn man Teil der Lösung ist. Das bedeutet vegan zu leben. 

Wie sieht ihre tägliche Arbeit aus?
Es gibt keine Routinen. Wir arbeiten sehr spontan und dann effizient und schlagkräftig. Es ist viel mühsame Recherchearbeit. Man kommt an seine absoluten Grenzen in jeder Hinsicht. Hitze, Kälte, Stress, Langeweile, Angst. 

Sie müssen sich nicht nur immer wieder Kritik stellen, sondern auch Bedrohungen oder sogar Angriffe aushalten. Wie sehen die konkret aus?

Man hat versucht mich brutal anzugreifen, mit der Axt, mit Autos oder durch Handgreiflichkeiten. Andere lassen ihre Anwälte sprechen oder betreiben Rufmord. Aber wenn man diese Arbeit gut macht, gehört das eben dazu und ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch. 

Ziel für Mülln und seinemTeam aus Ehrenamtlichen ist es, den Verbraucher zu informieren.

“Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, wie es in Legebatterien, Masthöfen oder Tierversuchslaboren abgeht.“ Mülln, SOKO Tierschutz

Wie gehen Sie im Kampf gegen die Missstände vor?

Fortschritt für die Tiere wird nur auf friedlichem Weg erreicht werden. Ich kann verstehen, dass Leute angesichts der Ohnmacht und des Leids Sympathien für radikale Vorgehensweisen hegen. Solche Schritte geben den Tierausbeutern allerdings die Mittel in die Hand, die sie benötigen, um eine friedliche Bewegung in Misskredit zu bringen und Repressionen des Staates gegen alle lästigen Tierschützer zu fordern. Die viel größere Strafe für diese Todesindustrie ist der friedliche, kompetente und andauernde Widerstand mit Hilfe von Aufklärung und demokratischem Protest. Ich arbeite mit journalistischen Methoden der Recherche und Bilddokumentation. Modernste Technik, Whistleblower, Recherche und ein sehr langer Atem sind notwendig. So kann ich die verworrenen Firmennetzwerke und Sicherheitsvorkehrungen hinter den freundlichen Werbebotschaften für Fleisch, Milch, Eier oder die neueste Kopfschmerztablette entwirren und Einblicke erhalten. 

Das macht Mut – Die Erfolge von SOKO 

SOKO mobilisert tausende Demonstranten gegen Tierversuche

Was fordern sie?

SOKO Tierschutz fordert die Einführung einer Steuer auf auf Tierprodukte, eine massive Steuersenkung auf pflanzliche Produkte und einen Ausstiegsplan aus der Tierindustrie.

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Was kann jeder einzelne tun?

Vegan Leben. Für mich ist die vegane Lebensweise eine wichtige Stütze dieses Wandels. Denn Veganismus bedeutet zwar nicht Perfektion – die gibt es in unserem Leben innerhalb der modernen Welt nicht – aber er bedeutet ein Minimum an Leid und ein Maximum an Schutz für Mensch und Umwelt. 

Wenn Ihr nicht wegsehen wollt, informiert Euch auf der Internetseite
https://www.soko-tierschutz.org
oder folgt SOKO Tierschutz bei Instagram  https://www.instagram.com/soko_tierschutz/?hl=de

Danke Euch von Herzen,

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